ÖTGD-Programme und Recht

Hier werden Sie direkt zur offiziellen Seite des Bundesministerium für Gesundheit weiter-geleitet, wo der aktuelle Stand der ÖTGD-Programme und die rechtlichen Grundlagen abrufbar sind. Ab 2016 gelten im Rinderbereich neue Programme und es wurden für spezielle Probleme erstmals auch Merkblätter aufgelegt!

zur Homepage des BMG

Alle amtliche Fachinformationen des BMG finden Sie zusätzlich unter diesem Link: Amtliche Veterinär Nachrichten (AVN)

Teilnahme-Erklärungen an ÖTGD-Programmen

Um an den ÖTGD-Programmen teilnehmen zu können, sollten Sie dies mit ihrem Betreuungstierarzt/-in besprechen bzw. müssen sie die jeweilige Teilnahmeerklärung ausfüllen und an die Geschäftsstelle senden.

Teilnahmeerklärungendownloaden 

Teilnahmevertrag GMON

Teilnahmevertrag GMON beschreibbar

Die Gesundheit ist das höchste Gut – die TGD-Programme helfen, sie zu sichern!

Hohe Leistunsbereitschaft

Vieles wurde zum Thema Gesundheit schon geschrieben, gesagt, diskutiert – trotzdem ist das Thema ein ständiger Dauerbrenner bei Mensch und Tier. Um die Gründe und Deutungen dieser Entwicklung zu erforschen ist deshalb ein Blick auf die wesentlichen Zusammenhänge wichtig. Die Genetik gibt Leistungen vor, die an die biologischen Grenzen gehen, die Leistung ist nicht mehr der begrenzende Faktor. Unsere heutigen Nutztiere können ihre hohen Leistungen auch unter nicht optimalen Bedingungen zumindest vorübergehend erbringen. Die Kunst ist es für alle Beteiligten, diese Tiere problemlos über die Zeit zu bringen und so den modernen Zuchtzielen zu entsprechen.


Herausforderung Gesundenuntersuchung

Auch wir Menschen erbringen heute aufgrund des heutigen Wissens und Könnens auf vielen Gebieten Höchstleistungen, die auch für unsere Gesundheitssysteme gelten. Ähnliches gilt für die Betreuung unserer Nutztiere, wo uns mit neuem Know-How, neuen tierärztlichen Methoden und praktischen Techniken sowie modernen Arzneimitteln viele Möglichkeiten offenstehen. Die sichtbare, dh. klinische Abwesenheit einer Krankheit bedeutet noch nicht immer Gesundheit. Ist früher nur die Krankheit erkannt worden, gibt es heute eine Vielzahl präventiver Maßnahmen zur Erkennung subklinischer Abweichungen, was bei Stoffwechselbelastungen von besonderer Bedeutung ist. Diese noch klinisch unauffälligen Tiere fallen nur bei laufenden, genauen Untersuchungen auf. Dazu gibt es eine Reihe von modernen EDV-, Diagnose-, Labor- und Untersuchungstechniken als Hilfsmittel für den Tierarzt, die auch unmittelbar am Hof eingesetzt werden können.  Oft ergibt aber erst ein persönlicher Bezug oder eigene Betroffenheit einen realistischen Blick auf ein Krankheitsgeschehen, der noch in zu vielen Fällen zumindest im wirtschaftlichen Sinne zu kurz bzw. zu spät kommt.


Neue Ansätze

Unsere Nutztiere sind schon lange keine Sache mehr, sie sind leidensfähige Mitgeschöpfe in menschlicher Obhut und bedürfen unserer Betreuung. Gerade die Gesundheit und Fruchtbarkeit waren lange Zeit Tabuthemen der landwirtschaftlichen Ausbildung, wo heute Wissen eingefordert wird, um Krankheiten rechtzeitig zu erkennen oder zu verhindern. Das systematische Suchen und Entdecken subklinischer Krankheiten hat einen Namen: Mit der tierärztlichen Bestandsbetreuung am aktuellen Stande ist es möglich, Schäden von Tieren und vom Landwirt fernzuhalten und somit den Arzneimitteleinsatz zu senken, wenn beide Seiten dies erkennen und zu win-win – Situationen kommen. Um den Nutzen und ein Einkommen sicherzustellen, ist es für den professionell arbeitenden Landwirt notwendig, sowohl die Fortpflanzungs- und Nutzungsdauer wie auch die Leistungshöhe zu optimieren. Will man einen genauen Einblick in das Innere erhalten, müssen auch die gesunden Tiere überwacht werden, sodass sich über eine exakte Diagnostik abweichende Kennzahlen rechtzeitig erkennen lassen. Gerade die Umwelt, Immunität und Stoffwechselgesundheit stehen bei Hochleistungstieren im Mittelpunkt, da diese Auswirkungen auf alle anderen Organe haben können und leicht messbar sind. Erst in der Folge entstehen erhöhte Risiken und Frequenzen für Ketose, Festliegen, Fruchtbarkeitsstörungen, Mastitis, Klauenkrankheiten, usw.


Kooperation

War bislang die Reduktion der Arbeitszeit pro Tier mit technischer Unterstützung das Ziel, um mehr Tiere halten zu können, so wird die Technik heute dazu verwendet, Daten über den Zustand der Tiere zu erfahren. Ohne dem geschultem Auge und einem Mindestzeitaufwand je Tier wird es aber auch in Zukunft nicht möglich sein, die Tiere optimal zu betreuen, da nicht Alles nur mit Investitionen und Technik ausgeglichen werden kann. Trotz einigermaßen zufriedener Produzentenpreise ist die derzeitige Situation bei immer höheren Produktionskosten und Auflagen aus der Sicht der Landwirte nicht zufriedenstellend. Dabei kann der Tiergesundheitsdienst (TGD) als betriebliches Qualitäts- und Eigenkontrollsystem wertvollen Nutzen erbringen, wenn dessen Programmangebote und Serviceleistungen attraktiv angeboten und auch angenommen werden. Als Bindeglieder zwischen den Nutztieren und Konsumenten sind Tierhalter und Tierärzte im TGD zur konstruktiven Zusammenarbeit aufgefordert, um im vorgegebenen Rahmen die hohen Gesundheits- und Lebensmittelstandards zu sichern. Beide Berufsgruppen sind aber auch Freiberufler bzw. Unternehmer und müssen beiderseitig Lösungen anstreben, um die Ziele des TGDs umsetzen und vermitteln zu können.


Kosten – Nutzen

Tiergesundheits- und Hygienefaktoren sind immer mehr DIE Basis der Wirtschaftlichkeit und führen zu einem Paradigmenwechsel, wo Krankheiten nicht mehr leistbar werden, wenn Haltung, Hygiene, Fütterung, Tierarzneimitteleinsatz, usw. nicht optimiert sind. Die Kosten pro Krankheitsfall sind kalkulierbar, eine Reduzierung bringt einen deutlichen Mehrwert über eine höhere Leistung oder eine verbesserte Qualität der Produkte. Auch die Kalkulation des entgangenen Gewinnes ist durch die Auswertung und Verwendung von laufenden Aufzeichnungen möglich und ein Schaden wertmäßig abzuschätzen. Den entgangenen Gewinn darzustellen ist allerdings mühsam, da man Geld, das man nicht hat, nicht verlieren kann, weil es nicht sichtbar ist. Diagnostik- und Kalkulationsprogramme machen diese Lücken sichtbar und verbessern die Transparenz des Wertes der Gesundheit! Nichtsdestotrotz gelten weiterhin die alten betriebswirtschaftlichen Weisheiten als gute Maßstäbe: Ein Kalb pro Kuh und Jahr, 25 abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr, usw. sind wünschenswerte Größen, bei denen die Fruchtbarkeitsleistung jedenfalls in Ordnung ist.


Zusammenfassung

Aus der Sicht der Tiergesundheit und der öffentlichen Gesundheit sind die Sicherheit der Lebensmittel, Fragen des Tierwohls, der Einsatz von Arzneimittel und das Risiko von Seuchen und Zoonosen aktuelle Herausforderungen:

1. Hoch infektiöse Krankheiten können bei Nichteinhaltung einfacher Hygieneregeln leicht übertragen werden, beeinträchtigen die Handels- und Warenströme, führen dadurch zu wirtschaftlichen Einbußen und gefährden die amtlich anerkannten Freiheiten Österreichs.

2. Eine hohe Stoffwechselgesundheit, der Schutz vor Infektions- und Faktoren­krankheiten sowie ein gutes Betriebsmanagement sind die beste Vorbeugung vor Krankheiten.

3. Neue gesetzliche Grundlagen im Tierschutzbereich führen zu einem Paradigmen­wechsel in der Haltungstechnik und überfordern viele Tierhalter in wirtschaftlicher Hinsicht.

4. Übermäßiger Arzneimittel- und Antibiotikaeinsatz im Stall als Ausgleich von Haltungsproblemen kann Rückstände verursachen oder zu Resistenzen führen, die auch die menschliche Gesundheit beinträchtigen.

5. Lebensmittel werden mit immer längerer Haltbarkeit aus verschiedensten Herkünften mit unterschiedlichen Standards produziert, gelagert, verkauft  und müssen für den Konsum­en­ten sicher sein. Die betrieblichen Eigenkontrollsysteme gewinnen an Bedeutung.

Einflüsse auf die Gesundheit können heute präventiv reduziert bzw. verhindert werden, wenn dafür das entsprechende Bewußtsein bei allen Marktbeteiligten vorhanden wäre. Die Bewerbung von Produkten baut aber weiterhin auf Klischees, Tierrechten und Umwelt auf und weniger auf Gesund­heitsfaktoren, obwohl hier viele positive Entwicklungen stattfinden und nachvollziehbar wären!

Dr. Karl Bauer