Die diesjährige Wiederkäuer- und Neuweltkameltagung von ÖBG und TGD bot den Betreuungstierärzten einen aktuellen Ein- und Überblick zu praxisrelevanten Entwicklungen bei Tierkrankheiten.

PD Dr. Lorenz Khol beschäftigte sich mit dem Thema Salmonella dublin, einem Bakterium, das auch im Rinderbestand bei Aborten an Bedeutung gewinnt, wie Milchscreenings in Tirol belegen. Da es in Österreich keine Anzeigepflicht gibt, ist besondere Vorsicht geboten, da es sich um eine Zoonose handelt.

Dr. Ulrike Domes vom TGD Bayern stellte häufig vorkommende Krankheiten bei Schaf und Ziege vor, wo die Harnsteine bei Böcken ein klassischer, schmerzhafter Prozess sind, die meist nur mehr durch eine Operation behandelt werden können. Auch Mycoplasma ovis ist ein bereits allgemein vorkommender Keim in den Herden, der v.a. zu Todesfällen bei Jungtieren führt.

Dr. Daniela Klein-Jöbstl sprach über das Kolostrummanagement beim Kalb und stellte die Ergebnisse einer Umfrage vor, die nun nach 10 Jahren wiederholt wurde und einige Trends erkennen ließ. Die Kolostrumgabe und -messung ist ein erster wichtiger SOP im Kälberleben, wo die Qualität, Quantität und der Zeitpunkt der Gabe wesentlich sind.

Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser von der FU Berlin (Bild) ist ein Doyen der Rindermedizin. In seinem Vortrag sprach er vier aktuelle Themen an, die in der Praxis von hoher Bedeutung sind: Ein neues Gerät zur Vorhersage des Geburtszeitpunktes scheint noch nicht ausgreift zu sein, beim Einsatz von Hormonen rund um das Sterilitätsgeschehen gab es klare Empfehlungen. Die Kälbergrippe war ein wichtiger Beitrag, da rund um den jetzigen Herbstbeginn mit einem häufigen Auftreten zu rechnen ist. Weitere praxistaugliche Informationen stellt er uns über seinen Blog www heusbolg.de gerne zur Verfügung.

Prof. Dr. Quendrim Zebeli berichtete von den Ergebnissen aus dem D4Dairy-Projekt zur Verbesserung der Silagequalitäten. Er erkennt darin, dass in den Untersuchungen hohe Verpilzungsgrade festgestellt werden konnten und zu wenige Silierhilfsmittel eingesetzt werden. Zur schnellen Beurteilung im Silo gibt es neben dem Thermometer und einer Wärmebildkamera nun auch die Möglichkeit einer „Maisbeurteilungs-APP“.

Mitveranstalter und Geschäftsführer Dr. Karl Bauer gab einen kurzen Überblick über die Inanspruchnahmen des TGD-Leistungskatalogs, der auch die Vorbeugung vor Zoonosen und Antibiotikaresistenzen zum Ziel hat. Im zweiten Teil stellte er den aktuellen Stand zur Gründung der neuen Dachorganisation TGÖ – Tiergesundheit Österreich vor, die noch heuer gegründet werden wird.

Dr. Katja Voigt von der LMU München stellte einige interessante Fälle bei Neuweltkamelen vor, die sich doch deutlich von anderen Tierarten unterscheiden. Da dieser Zweig der Tierhaltung weiter zunimmt, ist auch hier das tierärztliche Wissen immer mehr gefragt.

Mag. Florian Fellinger vom BMSGPK berichtete über die aktuellen Diskussionen und Neuerungen auf gesetzlicher Ebene, wobei die Umsetzung des neuen Tierseuchen- und Tierarzneimittelrechts im Vordergrund steht. Darauf baut zukünftig auch der Tiergesundheitsdienst auf, wo es zu einigen neuen Anpassungen kommen wird.

Zahlreiche Firmen nutzen als Sponsoren die Möglichkeit zu direkten Gesprächen und Vorstellungen neuer Produkte. Die Tagung war wieder ein guter Anlass, sich über fachliche Entwicklungen zu informieren, den kollegialen Austausch zu fördern und damit praxisrelevantes Wissen auch gleich anzuwenden. Der jahrelange Moderator und Mitorganisator Prof. Dr. Walter Baumgartner, Präsident der ÖBG, wurde nicht zuletzt auch dafür erst vor Kurzem mit der Ehrennadel der ÖTK ausgezeichnet! – Wir gratulieren herzlich!